Pecchenino
Das Profil meisterhaft abgerundet
Neben großartigen Dolcetto-Weinen der neuen Schule überzeugen die Gebrüder Pecchenino auch mit interessanten Barolo-Interpretationen.
Das Gebiet um die Ortschaft Dogliani in der Langhe gilt als besonders geeignet für den Anbau der Dolcetto-Traube. Im Stadtarchiv wurde ein handschriftliches Dokument aus dem Jahre 1432 entdeckt, das den Anbau der roten Rebsorte schon sehr früh dokumentierte. Die Ursprünge der stets familiengeführten Azienda Agricola Pecchenino reichen dagegen „nur“ bis Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Die Kellerei, die geradezu in herrlicher Panorama-Lage auf einem Hügel thront, gehört seit 1987 Orlando und Attilio Pecchenino. Nachdem die beiden Brüder das Gut übernommen hatten, kauften sie neues Land und Weinberge hinzu, so dass die Rebfläche von anfangs acht auf heute 25 Hektar anwuchs.
Botschafter für die Dolcetto-Traube
Vor allem mit ihren Jahr für Jahr hervorragend ausfallenden Rotweinen aus Dolcetto-Trauben und ihren Dogliani-Weinen haben sich Orlando und Attilio Pecchenino weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Schon immer setzten sich beide stark dafür ein, der häufig zu Unrecht gering geschätzten Rebsorte Dolcetto zu einem höheren Ansehen zu verhelfen, die Weine eleganter auszustatten und sie auch für ausländische Märkte attraktiv zu machen. Die Gutsinhaber spielten – ähnlich wie Giacomo Bologna bei der Barbera-Traube – quasi eine Vorreiterrolle als Botschafter für den großartigen Dolcetto der neuen Schule.
Mit dem Eintritt des ersten Barolo in das Weinsortiment im Jahr 2008 hat sich das Profil des Winzerbetriebs abgerundet. „Pecchenino hat – wie andere Winzer der Region auch – die einseitige Dolcetto-Kultur längst durchbrochen“, schreibt der Weinautor Horst Dohm. Der Siegeszug der Nebbiolo-Weine hat sich vermutlich deshalb so überraschend schnell eingestellt, weil Orlando und Attilio ihn über ihre großen Erfolge mit den inhaltsreichen und fleischigen Dolcetto-Weinen sorgfältig vorbereiten konnten. Auch heute noch gilt der traditionsreiche, elegante und mit großer Raffinesse ausgestattete Dolcetto Sirì d’Jermu als Vorzeigewein des piemontesischen Winzerbetriebs.
Handeln mit „gesundem Hausverstand“
Rund 22 Hektar Weinberge der Peccheninos befinden sich in der Gemeinde Dogliani, während die restlichen Flächen in Monforte d’Alba in Pacht betrieben werden und ausschließlich dem Nebbiolo vorbehalten sind. Fast drei Viertel der Rebberge sind mit Dolcetto bepflanzt, auf den restlichen Flächen wachsen Barbera und Freisa sowie die weißen Sorten Chardonnay und Sauvignon Blanc. Alle Rebstöcke der Azienda Agricola Pecchenino werden unter Berücksichtigung sehr strenger Regeln aufmerksam und naturschonend kultiviert. Im Sommer werden keine Herbizide, chemischen Unkrautvernichtungsmittel oder Insektizide verwendet. Organische Düngemittel werden unter der Erde eingesetzt. Von Biozertifikaten halten Orlando und Attilio allerdings nicht besonders viel. Nach ihrer Ansicht reicht es völlig aus, wenn sie im Weinberg und im Keller den „gesunden Hausverstand“ walten ließen.
Besonders Orlando hat sehr genaue Vorstellungen von Qualitätskonzepten und Ausbauperioden. Die Barolos werden in der Kellerei ähnlich wie ein Dolcetto vinifiziert: Die Maischezeit ist mit zehn bis zwölf Tagen recht lang. Die relativ kühle Gärtemperatur lässt Weine mit einer dunklen, tiefen Farbe und einer hohen Geschmacksintensität entstehen. Zum Teil werden die Gewächse in Barriques ausgebaut. Die sich mit den betriebseigenen Methoden einstellenden Erfolge geben den mit viel Fingerspitzengefühl arbeitenden Weinmachern recht: Bereits kurze Zeit nach seinem Eintritt ins Gutsportfolio hatte der Barolo mehrere bedeutende Auszeichnungen in den USA erhalten. (mh)