Elio Altare

Kein Mensch für halbe Sachen

Elio Altare hatte genug von den vielen Barolo, die mit Tanninen überfrachtet waren. Er entwickelte deshalb einen neuen Weinstil.

„Ich bin Bauer und kenne die harte Arbeit aus den vergangenen Zeiten“, sagt Elio Altare. „Ich habe noch erlebt, dass die Landwirte die Weinberge mit einem Ochsen pflügten, und ich tat es selbst, bis ich zwanzig war.“ Der Besitzer des piemontesischen Weinguts Cascina Nuova in La Morra ergänzt, dass er auf diese Weise gelernt habe, die Arbeit und das Land zu respektieren. Elios Großvater Giuseppe hatte im Jahr 1948 den Bauernhof und die Kellerei gegründet. Zum Landsitz gehörten anfangs ein paar mit Nebbiolo, Barbera und Dolcetto bestockte Weinberge sowie einige Pfirsich-, Haselnuss- und Apfelbäume. „Das waren Zeiten, als Obstgärten eine höhere Ausbeute und mehr Gewinn als Weingärten einbrachten“, sagt der Gutsleiter rückblickend. Noch bis Mitte der siebziger Jahre übte die Familie Altare die lange Zeit für das Piemont typische gemischte Landwirtschaft aus.

Erfahrungen im Burgund gesammelt

Die Zeiten haben sich geändert. Elio Altare hat sich längst als Pionier der jungen Kellerwirtschaft in der Langhe einen Namen gemacht und einer ganzen Generation den Weg vorgegeben. Im Jahr 1976 reiste der Weinbauer mit Freunden nach Burgund, weil er mehr über die dortige Weinherstellung erfahren wollte, um an den ersten großen Erfolgen innovativer Winzer in seiner Heimat teilhaben zu können. „Elio Altare liebt die Langhe, seine Muse aber sind Burgund und die Pinot nero“, schrieb der Weinführer Gambero Rosso vor einigen Jahren. Nachdem er – angeregt durch seinen Aufenthalt in Frankreich – verschiedene Bereitungsmethoden ausprobiert hatte, begann der Weinbauer in der Cascina Nuova mit seinem Vater Giovanni zusammenzuarbeiten.

Im Alter von 26 Jahren übernahm Elio den Betrieb. Er führte neue Kellertechniken ein und übte große Strenge im Weinberg. Altare hatte genug von den vielen Barolo, die mit Tanninen überfrachtet waren. Durch die Auswahl einer ganzen Reihe von Traubensorten betonte er die Vorzüge des Terroirs in der Absicht, Tropfen von großer Eleganz, Finesse und Balance zu erzeugen. Elio wird im Gut von Ehefrau Lucia und seinen beiden Töchtern Silvia und Elena unterstützt. Gemeinsam bearbeitet die Familie rund elf Hektar Weinberge, von denen rund die Hälfte gemietet ist.

Naturnahe Bedingungen in den Weingärten

Was den Stil und die Sortenreinheit betrifft, sind die Rotweine der Cascina Nuova stets gut erkennbar. Der gastfreundliche Elio ist als Respektperson zwar zum Vorreiter und Lehrmeister eines modernen Barolo geworden, doch neben diesem königlichen Wein haben auch der Langhe Arborina und der Langhe Larigi längst Berühmtheit erlangt. Der im Gut gekelterte Barbera d’Alba findet ebenfalls unter Weinkritikern große Beachtung. Das übersichtliche Sortiment an reintönigen Tropfen ist durch atypisch kurze Maischestandzeiten gekennzeichnet. „Elio Altare ist kein Mensch, der halbe Sachen macht“, schrieb der Gambero Rosso. „Daher traktiert er niemanden mit unfertigem Barolo.“ Während die Jahre vergingen, ändere sich die „seit jeher persönlich vorangetriebene Unternehmensphilosophie im Keller und im Weinberg nie“, so der Weinführer weiter.

Die edlen Gewächse gedeihen in den von Elio selbst bewirtschafteten Weingärten unter naturnahen Bedingungen und reifen im Keller in neuen Eichenfässern. Sie sind in der Regel schon wenige Jahre nach der Ernte genießbar. Dass Altare in seinem Gut umweltverträglich wirtschaftet, ist ein großer Fortschritt gegenüber seiner Vergangenheit ausschließlich als Önologe, in der häufig Chemie im Weinberg vorherrschte. Neben der Tätigkeit in der Cascina Nuova kümmert sich Elio auch noch um Reben in den Chinque Terre Liguriens. Angesichts seines hohen Arbeitsaufwandes ist es kaum vorstellbar, dass der Winzer nach fast 50 Erntejahren frühere Ankündigungen, bald mit der Weinerzeugung aufhören zu wollen, rasch wahrmachen wird. (mh)

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