Die Consorzios
Strenge Wächter über die Vorschriften
Gleich mehrere Schutzkonsortien sorgen dafür, dass im Piemont die Qualitätsstandards der Barbara-Weine nicht verletzt werden.
Seit den sechziger Jahren ist die Produktion von italienischen Weinen mit kontrollierter und garantierter Herkunftsbezeichnung (DOC und DOCG) durch eine genaue und strenge Gesetzgebung reglementiert. Für die Überwachung und die Umsetzung der festgelegten Qualitätsstandards sind Schutzkonsortien zuständig. Formell handelt es sich bei den Consorzios um freiwillige, interprofessionelle Verbände von Trauben- und/oder Weinproduzenten, die vom Ministerium für Landwirtschaft und Forsten offiziell mit ihren Aufgaben betraut wurden. Die Weinbetriebe können frei entscheiden, ob sie in der Schutzgemeinschaft Mitglied werden wollen. Für die im Piemont in DOCs und DOCGs arbeitenden Erzeuger von Barbera-Weinen sind je nach geografischer Lage drei Konsortien zuständig.
Consorzio Tutela Vini d’Asti e del Monferrato
Die Tätigkeit des Consorzio Tutela Vini d’Asti e del Monferrato umfasst ein Gebiet, das sich einer langen Weinbautradition rühmen kann. Zu den aktuell 175 Mitgliedern (Stand: Februar 2014) zählen neben Weingütern auch Genossenschaftskellereien und Abfüllbetriebe. Das Konsortium wacht über eine Reihe von Traubensorten und Weinen – auch über die Qualitätsstandards des Barbera d’Asti und des Barbera del Monferrato. Die Organisation war bereits am 22. November 1946 von sieben piemontesischen Unternehmern, die der Handelskammer von Asti angehörten, unter dem ursprünglichen Namen „Consorzio per la difesa dei vini tipici Barbera d’Asti e Freisa d’Asti“ gegründet worden. Ziel der Initiatoren war es, die Ursprünglichkeit der Weine in den Anbauregionen zu schützen und zu garantieren sowie Weine mit unverkennbaren Merkmalen im Inland und auf den internationalen Märkten zu vertreiben.
1964 wuchs ein großartiger Jahrgang für den Barbera heran. Gleichzeitig war das Jahr ein Wendepunkt für die außergewöhnliche Traube, da erstmals ein sortenreiner Barbera in Flaschen gefüllt wurde. Zuvor waren die Beeren häufig mit anderen Sorten verschnitten worden. Sechs Jahre später erhielten der Babera d’Asti und der Barbera del Monferrato den DOC-Status. Und ab 1976 arbeitete Schutzgemeinschaft unter der Führung von Renato Ratti intensiv an der Verbesserung der Qualität der roten Sorte. Sie setzte sich auch fortan verstärkt dafür ein, dass der Barbera in den ausländischen Märkten größere Anerkennung fand.
Nachdem der Barbera Mitte der 1980er Jahre einen massiven Imageverlust erlitten hatte, gelang es den Winzern der Region und dem Konsortium dank einer breit angelegten Kampagne, die Glaubwürdigkeit der Weine wiederherzustellen und verloren gegangene Marktanteile zurückzuerobern. Bereits zu Beginn der neunziger Jahre wurde der Barbera wieder zu einem Verkaufsschlager. Nur wenige Jahre später erhielten zudem weitere innerhalb des Territoriums des Consorzio Tutela Vini d’Asti e del Monferrato liegende Betriebe den DOC-Status. In den Jahren 2007 und 2008 wurden dem Barbera d’Asti DOC und dem Barbera del Monferrato Superiore DOC sogar der DOCG-Status zugesprochen. Alle für diesen Wein im Piemont ausgewiesenen Anbaubereiche dürfen übrigens – wenn sie die Qualitätskriterien der kontrollierten und garantierten Herkunftsgebiete nicht erfüllen können oder erfüllen wollen – die allgemeinere und weniger streng reglementierte regionale Herkunftsbezeichnung Piemonte Barbera DOC verwenden.
Consorzio di Tutela Barolo Barbaresco Alba Langhe e Roero
Seit 1994 schützt und fördert das Consorzio di Tutela Barolo Barbaresco Alba Langhe e Roero in ihrer jetzigen Organisationsstruktur die Herkunftsbezeichnungen, die Langhe und Roero zu einem der kostbarsten Weinbaugebiete der Welt machen. Weinerzeuger dieser Region sahen in dieser Struktur das geeignetste Mittel, den Entwicklungsproblemen und Organisationsschwierigkeiten in den eigenen Ländereien und im gesamten Anbaugebiet gemeinsam und einflussreich zu begegnen. Durch strengste Kontrollen der gesamten Produktionskette garantiert die in Alba ansässige und mehr als 500 Betriebe vertretende Genossenschaft den Verbrauchern die Authentizität einer Vielzahl der prestigeträchtigsten Weine des Piemont.
Ursprünglich war das Consorzio bereits 1934 ins Leben gerufen worden, um in der Region den hohen Stellenwert des Barolo und Barbaresco zu verteidigen. Später wurden seine Kompetenzen auf alle ausschließlich in den Langhe und im Roero geltende Bezeichnungen ausgedehnt. Doch erst im Jahr 2007 hat das Konsortium vom italienischen Landwirtschaftsministerium ein Mandat für die Barbera d’Alba DOC erhalten. Eine Besonderheit: Da die Europäische Union die Unabhängigkeit der genossenschaftlichen Struktur des Consorzio di Tutela Barolo Barbaresco Alba Langhe e Roero bisher nicht anerkennt, müssen die Erzeugerbetriebe alle drei Jahre eine von ihnen selbst zu bezahlende Kontrollaktion durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle zulassen.
Consorzio Tutela Vini Colli Tortonesi
Das Consorzio Tutela Vini Colli Tortonesi ist als Schutzgemeinschaft vom italienischen Landwirtschaftsministerium damit beauftragt worden, die Interessen der Weinerzeuger in 30 Gemeinden des auf eine tausendjährige Kultur zurückblickenden Anbaugebiets rund um die vorromanische Stadt Tortoni zu schützen und zu vertreten. Die Genossenschaft hat in der Vergangenheit schwierige Prozesse wie etwa die Revitalisierung der Weinberge, Erweiterungen und Verbesserungen der Landschaft sowie die regionale Weinproduktion und die Verbreitung der Herkunftsbezeichnungen erfolgreich begleitet.
Abschließend sei angemerkt, dass die von den Wein-Konsortien erstellten Regelwerke die für die Weinbereitung erlaubten Trauben und die genaue Zone, in der sie angebaut werden dürfen, definieren. Festgelegt werden in den Bestimmungen zum Beispiel auch der für die Produktion zulässige maximale Ernteertrag pro Hektar und der erlaubte Ertrag in Wein, die Mindestdauer für die Reifung der Trauben, die Mindestwerte für Säure, natürlicher Zuckergehalt und Alkoholgehalt bei der Abfüllung sowie qualitative, chemisch-organoleptische Parameter wie etwa Farbe, Geruch und Geschmack. (mh)