Luciano Sandrone

In der Garage der Eltern fing alles an

Luciano Sandrone gilt im Barolo-Anbaugebiet als Modernist unter den Traditionalisten.

In den Jahren zwischen 1973 und 1977 hatte der Vater bereits einige Flaschen Barolo aus gekauften Fasswein „bereitet“. Er versah die nicht selbst produzierten Tropfen mit einem Etikett der Familie und verschenkte sie an Kunden und Freunde. Noch heute können einige dieser Weine im Winzerbetrieb Luciano Sandrone besichtigt werden. Allerdings werden sie aus nachvollziehbaren Gründen nicht als Schöpfungen des renommierten Gutsleiters anerkannt. Heute gehören die in Lucianos Gut hergestellten Weine unumstritten zu den besten im gesamten Barolo-Anbaugebiet.

Luciano Sandrone erlernte die Kunst der Weinerzeugung als Önologe im Hause Marchesi di Barolo. Im Jahre 1970 hatte der Weinmacher so viel Geld gespart, dass er seinen ersten Weinberg kaufen konnte. Sieben Jahre später erwarb er ein erstes Teilstück des berühmten Cannubi-Hügels. 1978 begann Sandrone – zunächst in der Garage seiner Eltern – winzige Mengen Wein aus eigenen Trauben zu keltern. Als Luciano vier Jahre später auf der Weinfachmesse Vinitaly seinen ersten Vertriebshändler traf, erwarb dieser fast alle seiner ersten 1.500 Flaschen Barolo. Der Händler exportierte die kleine Kollektion umgehend in die USA und die Schweiz. Dies war der Startschuss für den später folgenden weltweiten Vertrieb der Sandrone-Weine.

Mit dem Barolo Cannubi Boschis kam der Ruhm

Im Laufe der Zeit dachte der piemontesische Gutsbesitzer viel darüber nach, wie er die Tradition des Barolo bewahren, den edlen Wein aber weniger abweisend und hart erscheinen lassen könnte. Inzwischen wird Sandrone von vielen als Modernist unter den Traditionalisten gesehen. So hat er sich zum Beispiel für kürzere Mazerations- und Reifezeiten, teilweise aber auch für neue Fässer entschieden. Dem Erneuerer des Barolo gelingt es – unterstützt von Tochter Barbara und seinem 20 Jahre jüngeren Bruder Luca – seine Nebbiolo-Lagenweine mit einer Kraft und einem Charakter zu versehen, der über rein önologische Aspekte hinausreicht. Sandrones Weinstil ist sehr persönlich und besitzt einen hohen Wiedererkennungswert. Der typische Geschmack ist schon in frühen Jahren erkennbar. Dennoch sind die edlen Tropfen tiefgründig und sehr langlebig.

„Angefangen mit dem berühmten Barolo Cannubi Boschis 1989 und 1990, kannte die Ruhmesgeschichte des Hauses keinen Stillstand“, schreibt der Weinführer Gambero Rosso über den weltweit sehr angesehenen Weinbetrieb. 97 bzw. 100 vom Kritiker Robert Parker vergebene Punkte waren nach Aussage der Gutsleitung mit die ersten Bestnoten, mit denen bis dahin ein Barolo überhaupt gewürdigt wurde. Sowohl der Cannubi Boschis als auch der Le Vigne reifen zwei Jahre nach rund zehntägiger Standzeit ausschließlich in 500-Liter-Tonneaus. Die Barbera- und Dolcetto-Gewächse werden in der gleichen Weise ausgebaut.

Drei edle Tropfen in der Library

Die Arbeit im Weinberg  geschieht unter der Oberaufsicht von Lucianos Bruder Luca,  ebenfalls ein ausgebildeter Önologe und Winzer. Die Erträge der 27 Hektar großen kultivierten Fläche, von der ein Viertel gemietet ist, werden niedrig gehalten. Die Früchte sind gesund und können optimal reifen. Die Familie hat sich die von ihr gewählte biologisch-organische Bewirtschaftung der Weingärten nicht zertifizieren lassen, da sie nicht in den Verdacht geraten möchte, nur auf der Biowelle mitschwimmen zu wollen. Alle Rebhügel beziehungsweise Parzellen werden zunächst einzeln vinifiziert und erst später eventuell verschnitten. Seit 1997 arbeitet Lucianos Tochter Barbara im Weingut mit. In ihren Bereich fallen sämtliche Verwaltungsaufgaben, die Öffentlichkeitsarbeit und die betriebliche Ausbildung.

Der im Jahr 1998 fertiggestellte neue Firmensitz am Fuße des Hügels Cannubi zeichnet sich durch seine Zweckmäßigkeit, Umweltfreundlichkeit und die sorgfältige Ausführung bis ins Detail aus. Kurz vor der Jahrtausendwende hat Luciano Sandrone auch erstmals angefangen, ein Lager (Library) älterer Jahrgänge mit den drei Weinen Nebbiolo d’Alba Valmaggiore, Barolo Le Vigne und Barolo Cannubi Boschis aufzubauen. Diese Gewächse kommen nur streng limitiert in den Handel. Sie tragen einen Stempel, der dokumentieren soll, dass die Weine mindestens zehn Jahre lang unter optimalen Bedingungen gelagert wurden. (mh)

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